Olavsbu - Høgbrothøgde, 1821m - Olavsbu, 14km
Nach einer entspannenden Nacht nehmen Frank und ich zusammen mit den Belgiern in der von letzteren schon (wieder) vorgeheizten Hütte ein super Frühstück ein. Die Belgier packen und machen sich auf die Skier (will sagen: laufen weiter), während wir noch ein wenig die Wärme in der Hütte genießen und dann langsam unsere Rucksäcke für die Tagestour füllen. So viel weniger wird es dann letztendlich gar nicht, da ledigleich mein Schlafsack und einige wenige Kleidungsstücke in der Hütte bleiben. Frank nimmt seinen Schlafsack sogar mit: Für den Fall, dass einem etwas zustoßen sollte. Bleibt nur noch die Tour festzulegen. Querschneeein und abseits der Loipen, da sind wir uns sofort einig. In Frank erwachen, nicht zuletzt weil das Wetter wieder bärig gut ist, Gipfelstürmergelüste und wir entschließen uns, die zwei Bergspitzen südlich der Hütte mal von dichter zu betrachten.

Da es bergauf gehen wird und ich keine Lust auf Wachsen habe, ziehe ich meinen Skiern die Felle über die Ohren. Ich bin richtig neugierig, wie das Vorwärtskommen damit gelingen wird. So gegen 10 Uhr kommen wir endlich los und ich bin angenehm überrascht, wie gut ich noch mit den Skifellen "gleiten" kann. Als es bergauf geht, stelle ich fest, dass ich zur Gemse geworden bin: Ich kann den Hang nahezu senkrecht rauflaufen. Einfach irre! Da Frank (ohne Felle) etwas zurück liegt, entscheide ich mich spontan den kleinen Hügel zu meiner linken noch mitzunehmen, bevor wir uns dem eigentlichen Ziel rechts von uns widmen werden. Frohen Schrittes geht es munter bergan aber bald merke ich, auch als Bergziege gibt es irgendwann Grenzen. Ich muss doch wieder Serpentinen laufen und es dauert ein Weilchen, bis ich oben bin. Die Aussicht, die ich bereits von hier genießen kann, ist schon so atemberaubend, dass ich Frank signalisiere, er solle (als Übung für den eigentlichen Aufstieg) ruhig auch hier raufkommen. Frank nimmt an und macht sich ebenfalls an den Aufstieg, der sich ohne Felle deutlich schwieriger gestaltet. Die letzten Meter muss Frank abschnallen und zu Fuß weiterklettern. Ich lege mich derweil ein wenig in die Sonne und genieße die Ruhe, die Wärme, die Windstille und die Aussicht (siehe Bilder).

Als Frank oben ist, machen wir erstmal eine ausgedehnte Pause. Es ist schon irre, wie lange wir es aushalten können, ohne zu frieren und ohne uns zu bewegen. Die ursprünglichen Zielberge zu unserer Rechten sehen aufeinmal gar nicht mehr so verlockend aus. Erstmal sind wir schon fast so hoch wie der Sattel zwischen den Gipfeln ist, den wir eigentlich erreichen wollten, und zum Zweiten hätten wir dann noch den gesamten Nachmittag Zeit: Zuwenig um noch wesentlich woanders hinzulaufen und zuviel um uns schon wieder auf den Weg zurück zu machen. Also disponieren wir um und peilen den Berg an, der in einiger Entfernung vor uns aus dem weißen Meer ragt. Ein Blick auf die Karte sagt uns, dass das neue Ziel, Høgbrothøgde, realistisch für eine Tagestour ist und die 1821 Höhenmeter (üNN) von der westlichen Seite gut zu erklimmen sein müssen. Für die ermal folgende Abfahrt nehme ich die Felle ab und bin von der dadurch entstehenden Geschwindigkeit der Skier ermal ein wenig überfordert. Aber dann geht es -hui- den Berg runter und ich nutze die Höhe, um etwa 2km nur rutschen zu können. Super!

Unten ziehe ich die Felle wieder auf und es geht wieder bergann. Die Route, die wir uns ausgewählt haben, ist gut zu meistern. Die letzten 100 Höhenmeter legt Frank dann auch die Felle an. Oben angekommen, werden wir mit einer wahnsinns Aussicht auf Südnorwegen belohnt. Wir können nach Süden über den Bygdin- und den Thyinsee bis zur Hardangavidda sehen. Nach Norden ist deutlich die Besshøe und ein Teil des Gjendesees erkennbar. Als wir dort oben stehen und (wieder ohne zu frieren) pausieren und die Aussicht genießen, bilden sich rechts von uns unterhalb des Gipfels Wolken. Die winzigen Eiskristalle der Wolke glitzern wie Irrlichter im Sonnenlicht. Trollig!

Für den Abstieg lassen wir die Felle erstmal an den Skiern, da jede Menge Steine aus dem Schnee ragen und von oben nicht immer genau zu erkennen ist, wo die Reise hingeht. Als es noch steiler wird und die Steinspitzen zunehmen, schnallen wir die Skier ab und gehen zu Fuss. Wie sich zeigt, ist das wesentlich einfacher, kräfteschonender und sogar schneller, da wir einfach geradeaus den Berg runter gehen können, was mir Skiern nicht möglich gewesen wäre. Nachdem wir das steilste Stück auf diese Weise gemeistert haben, nutzen wir noch die Resthöhe und rutschen wieder einige Kilometer ohne Anstrengung zurück. Noch einmal bergauf auf einen Sattel und dann ist auch schon wieder zu unsern Füssen die Hütte zu sehen. Es geht so moderat bergab, dass wir fast den gesamten Weg rutschen können. hyggelig!

Neue Gäste haben sich in der Hütte noch nicht eingestellt und so müssen wir (endlich) mal selbst ein Feuer im Ofen entfachen. Darauf hat sich Frank schon die ganze Reise über gefreut undauch sofort Streichhözer, Zeitung und Hölzchen in der Hand. Leider hat er ein bischen Pech, das Sonnenwetter drückt auf den Schornstein und das Holz ist leicht feucht, so dass ihm erst beim 4. Versuch das Feuer nicht wieder ausgeht. Der aufkommende Frust wird dann aber mit der sich schnell ausbreitenden Wärme aufgelöst und entfleucht durch den Schornstein. Wir bleiben die einzigen Gäste und haben somit die ganze Hütte für uns allein. Und wieder gibt es einen unbeschreiblich farbintensiven Sonnenuntergang, der dem gestrigen in nichts nachsteht. Nach einem opulenten Abendmahl und einem kurzen Blick auf die morgige Tour weiter nach Spitterstulen sinken wir in dem warmen Schlafsäcken im kalten Schlafzimmer schnell in einen erschöpften Schlaf ...
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dieser Gipfel soll's sein
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Sonnenpause
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Schnee und kein Ende
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Gipfelstürmer
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Thyin bis Unendlichkeit
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Besshøe, Gjendesee
und Bessegengrat.